Sonntag, 17. April 2016

Eine Zugfahrt, die ist lustig...

... oder: "Es geht besser mit Gelassenheit..."

Mit dem Zug zu reisen, ist eine wunderbare Art, stressfrei weiter zu kommen... Du setzt dich an den reservierten Fensterplatz, lässt den Blick schweifen, hörst schöne Musik, trinkst einen feinen Tee und beobachtest Leute. Wenn du Glück hast, triffst du einen netten und spannenden Menschen und führst mit ihm ein gutes Gespräch. Wenn du Pech hast, glotzt er oder sie nonstop in den Bildschirm (kann natürlich auch Glück sein...) oder er oder sie isst genussvoll einen übel riechenden Fischburger. Wie dem auch sei - ich liebe es!

Als ich vor einiger Zeit für eine Weiterbildung nach Lahnstein bei Koblenz reiste, klappte alles wunderbar. 6 1/2 Stunden entspannte Zugsfahrt. - Ich mit mir alleine unterwegs, sooooo schön!!!  Mit nur 20 Minuten Verspätung traf ich in Koblenz ein.

Meistens lernst du an so einer Weiterbildung einen Landsmann/eine Landsfrau kennen, und du bist für die Rückreise nicht mehr alleine. Diesmal traf ich Annelies, eine sympathische Burgdorferin. Mit ihr teilte ich meinen Heimweg bis Olten. Mit Annelies war es ganz und gar nicht langweilig. Wir hatten uns viel zu erzählen. Und so nahmen wir es auch gelassen, als der Zug bereits in Koblenz mit 50 Minuten Verspätung eintraf. Natürlich war dieser total überfüllt, da ja der vorherige Zug ausgefallen war. Die Sitzplatzreservation konnte ich also rauchen, und wir mussten unsere Reisezeit stehend neben den nicht gerade wohlriechenden Toiletten verbringen. Nein - wir konnten da nicht weg - zu eng. Den Anschlusszug in Mannheim erreichten wir, du kannst es dir denken, natürlich nicht mehr. Somit war auch diese Sitzplatzreservation futsch. Egal - wir hatten es lustig und nahmen es locker.

Nach gut drei Stunden Steh-Reisezeit, konnten wir uns zum Zugsrestaurant vorkämpfen. Natürlich waren alle Tische besetzt. Doch beim nächsten Halt gelang es uns, einen Platz zu ergattern. Das Glas Rotwein, unsere Belohnung für's lange Stehen, war kaum eingeschenkt, als der Zug in Freiburg hielt.

Die Schaffnerin: "Sie wollen doch nach Basel SBB?"
Wir: "Ja!?"

Die Schaffnerin: "Dann müssen'se raus!"
Wir: "Warum, der fährt doch immer durch bis Basel?"

Die Schaffnerin: "Nein, da ist ne Baustelle. Sie müssen auf den nächsten Zug."
Wir: "Und der Wein?"

Die Schaffnerin: "Mitnehmen!"
Wir: "Oooookeeeey....?!"

Wir also mit einem Glas Rotwein in der einen und dem Koffer in der anderen Hand raus auf's Perron. Da standen wir nun, lachten wie die Hühner und fühlten uns wie "Alkis" und wurden auch so angeschaut...

Als unser Zug eintraf, nahmen wir den erstbesten Eingang, und da stand auch schon eine weitere Schaffnerin, die sich wohl wunderte, weshalb wir so gackerten und mit einem Glas Wein in der Hand reisten. Da erzählten wir ihr die Geschichte, worauf sie uns kurz verliess, um gleich darauf zurückzukommen und uns auf freie Sitzplätze weiter vorne hinzuweisen.

Also marschierten wir in die Richtung, die uns gewiesen wurde. Und siehe da, es waren noch zwei Plätze frei - für uns - in der ersten Klasse! Dass wir nur über Zweitklass-Tickets verfügten, wollten wir niemandem erzählen... Schliesslich hatten wir uns das feudale Polster vorher mehr als abverdient. Und so genossen wir den Rest unserer Reise mit der Deutschen Bahn in bequemen Ledersesseln mit einem Glas Rotwein in der Hand, und es wurde uns zuletzt sogar ein Bonbon angeboten - wunderbar. Niemand störte - auch keine Schaffnerin, die nach unseren "erstklassigen" Fahrscheinen gefragt hätte.... Danke, Deutsche Bahn - danke liebe Annelies für deine Begleitung.

Ich liebe das Bahnfahren und freue mich jetzt schon aufs nächste Mal!!!
  

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